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Ziegelei Museum
Ziegelhütte

Die Ziegelhütte

Die Ziegelhütte entrann nur knapp dem Abbruch: 1975 wurde die Senke zwischen Wohnhaus und Ziegelhütte als Aushubdeponie verwendet. Die langsam zerfallende Ziegelhütte sollte abgebrochen und die ehemalige Lehmgrube zugeschüttet werden.Besonders das Amt für Denkmalpflege, der Naturschutzbund des Kantons Zug (heute Pro Natura Zug) und interessierte Vertreter der Gemeinde Cham setzten sich erfolgreich für die Erhaltung der Hütte und des Biotops in der ehemaligen Lehmgrube ein. Die Ziegelhütte wurde als ausserordentliches technisches Denkmal von regionaler Bedeutung bewertet, das Flachmoor in der ehemaligen Lehmgrube als „unbedingt schützenswertes Biotop“. 1978 wurden Ziegelhütte und Biotop unter Schutz gestellt, 1979 vom Naturschutzbund Zug erworben und 1983 in die Obhut der neu gegründeten Stiftung Ziegelei-Museum gegeben.

Dr. Josef Grünenfelder vom Kantonalen Amt für Denkmalpflege, Zug, würdigte die Ziegelhütte im Juni 1975 folgendermassen: „Es gehört zu den Eigenheiten solch technischer Anlagen, dass an ihnen nicht Geschnitztes oder Gemaltes ist: Sie sind funktionelle, aus dem Bedürfnis geborene Bauten, mit einfachsten Mitteln hergestellt, und trotzdem gut proportioniert, ähnlich wie die Bauernhäuser und ihre Nebengebäude.“ Und: „Die äusserlich so bescheidene Ziegelhütte darf als einer der letzten Vertreter ihrer Art, und dank ihres ungestörten Erhaltungszustandes, eine [...] über die Grenzen des Kantons Zug hinausgehende Bedeutung beanspruchen.“

Die 1873 errichtete und 1896 mit Altholz der „Zuger Seekatastrophe“ um einen zweiten Giebel erweiterte Hütte steht denn auch ganz im Dienste des Zieglerhandwerks: Unter dem zweigiebligen Hüttendach befinden sich zwei Werkplätze, verteilt auf zwei Geschosse, dazu Trockengestelle auf drei Etagen sowie ein Brennofen.

Der aufbereitete Lehm gelangte von der Sumpfgrube auf den Tisch des Zieglers, der ihn hier mittels einfacher Model zu einem Dachziegel, einem Kaminstein oder einer Bodenplatte formte. Der Rohling wurde anschliessend auf seinem Trockenbrettchen in eines der Trockengestelle gelegt und trocknen gelassen. Die ganze Hütte war mit solchen Holzgestellen ausgestattet, die auf eine Weise angeordnet waren, dass die Luft frei zirkulieren konnte. Die grossen Tore in den Giebelfassaden dienten dabei dem Regulieren des Luftzugs.

Auch der Brennofen fand unter dem Dach der Ziegelhütte Platz. Zwei bis drei Mal pro Jahr wurden die trockenen Rohlinge gebrannt. Der oben offene Kammerofen ist der einfachste und vielleicht auch deswegen seit dem Spätmittelalter gebräuchlichste Ofentyp. Dabei musste für jeden Brand in der Verlängerung der Schürlöcher zuerst ein Gewölbe aus groben Kalksteinen und darüber mit zerkleinerten Kalksteinen eine ebene Fläche errichtet werden. Darauf wurde nach einem bestimmten Schema das Brenngut aufgeschichtet: direkt über den Kalksteinen die schweren „Wolfssteine“, darüber die leichteren Kaminsteine und zuoberst die fragilen Dachziegel. Eine Ofenfüllung des 4.8 x 5.2 m grossen und 3.9 m hohen Ofens fasste rund 50'000 Ziegel. Ein Brand dauerte mehrere Tage und musste ständig überwacht werden. Die Temperatur sollte langsam auf 800–1'000 Grad ansteigen und dort eine Weile bleiben. Oben trat zwar Hitze, aber kein Feuer aus. Die Temperatur musste anhand der Glutfarbe, und der Garzustand anhand des Volumenschwundes geschätzt werden. Nach dem Brand brauchte das Brenngut noch etwa eine Woche zum Abkühlen, bevor man es aus dem Ofen holen konnte. Für einen Brand brauchte es etwa 30 Ster (= 30 m3) Holz, welches bereits im Winter vorbereitet worden war und entlang des Waldrandes aufgeschichtet war. Die Produkte der Ziegelhütte Lörch, vor allem die Wolfs- und Kaminsteine waren bei den Ofenbauern wegen ihrer hervorragenden Qualität geschätzt.

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